Vor kurzem hat die Weinlese begonnen und auf dem Markt wird der erste Neue Wein verkauft. Im Unterschied zur Pfalz – wo ich lange gelebt habe – ist im Schwäbischen Neuer Wein mehr oder weniger ein Synonym für Traubensaft. Bevorzugt man den Saft schon leicht angegoren, sollte man auf die Bezeichnung Federweißer achten oder – besser noch – nachfragen, ob dieser bereits ‘räs’ ist. Hat der Wein Kohlensäure entwickelt, ist dies ebenfalls ein sicheres Indiz dafür, daß die alkoholische Gärung begonnen hat. Lagert man den Wein im Kühlschrank, vollzieht sich die weitere Gärung langsam; bei normalen Raumtemperaturen beschleunigt sich der Gärprozess und der Wein sollte innerhalb von 2 Tagen getrunken werden. Meist werden für Neuen Wein ergiebige und früh reifende Rebsorten wie Müller-Thurgau oder Dornfelder verwendet.
2010 scheint ein schwieriges Weinjahr zu werden. Eine Faustregel besagt: je länger die Vegetationsperiode, desto höher die physiologische Reife der Trauben, was wiederum eine höhere Qualität des Weines bedingt. In diesem Jahr hatten wir mit einem langen Winter zu kämpfen, der Frühling war kurz und der Sommer hat bis auf wenige, heisse Wochen seinem Namen keine Ehre gemacht. Ob ein milder Herbst mit dem berühmten ‘goldenen Oktober’ das noch wett machen kann, ist fraglich. Auf alle Fälle wünschen sich die Winzer für die nächsten Wochen nach viele Sonnenstunden und wenig Regen, ansonsten kann es kritisch werden.
Drücken wir ihnen – in unser aller Interesse – also die Daumen und stossen auf den 2010er Jahrgang schon mal mit einem Gläschen Neuen Wein an!
Dieser paßt übrigens sehr gut zu einer Focaccia mit frischen Feigen (haben jetzt Saison), Roquefort-Käse und Lauch.
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