Warum so viele Menschen die Nase rümpfen, wenn es um Innereien geht, ist mir schleierhaft. Leber und Nieren scheinen ja noch einigermassen gesellschaftsfähig zu sein, aber spätestens bei Lunge, Herz und Hirn schwindet die kulinarische Begeisterung. Aber wie unfair ist es einem Tier gegenüber, es zu schlachten, um dann nur die Edel-Teile zu verzehren?
Denn: fast alles ist essbar und kann hervorragend schmecken, wenn jemand um die richtige Zubereitung weiss. Lamm- und Ziegenhoden hatte ich schon probiert, aber Stierhoden waren bis dato selbst für mich Neuland. Der Hoden eines Jungbullens wiegt gute 300 gr. Man muss ihn vorsichtig häuten, um das sehr fragile ‘Innenleben’ nicht zu zerstören. Die Zubereitung an sich ist relativ simpel. Man lässt die guten Stücke in einem Gewürzsud (Lorbeerblätter, Wacholderbeeren, Zitronenscheibe etc.) gar ziehen, das dauert keine halbe Stunde. Etwas abgekühlt werden sie in Scheiben geschnitten, leicht mehliert und angebraten. Am besten in Schweineschmalz, wir hatten welches vom Mangalitza Wollschwein, das für seine exzellente Fettqualität bekannt ist.
Die Konsistenz erinnerte stark an Bries, geschmacklich aber kaum mit anderen Innereien zu vergleichen. Kross, saftig und sehr sättigend. Sollte man einfach mal probieren!
Leider sind Hoden kaum erhältlich, da sie meistens als Schlachtabfall im Hundefutter landen. Bei Interesse also bitte beim Metzger seines Vertrauens vorbestellen.
Und wer jetzt die Nase rümpft, sollte sich mal überlegen, was in industriell hergestellte Wurst so alles reinkommt. Das sind nämlich wirklich Schlachtabfälle!
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“Weisse Nierndln” nennt man in der österreichsichen, traditionellen Gastronomie die Hoden, ein bisschen kokett-verschämt.
Derzeit sind die wieder total “in” und werden als “Nach der Krise-Essen” in den hypen Lokalen in Wien und Umgebung gerne angeboten.
Ich hab sie noch nie selbst gekocht, aber gegessen. Mir sind sie zu üppig, so wie auch das fette Hirn. Bries mag ich lieber und Leber, Lunge, Milz, Kutteln und vor allem das feste, magere Herz sowieso. Echte Nierndln dagegen mag ich geschmacklich nicht.